Systematische Forschungen zur Geschichte der Familienpflege gibt es bislang leider keine. Man kann immer wieder etwas über das Altenteil als Form der Altenversorgung im agrarisch geprägten Deutschland finden. Kaum etwas jedoch darüber, wie sich um alte, pflegebedürftige Angehörige gekümmert wurde und in welchen Arrangements dies geschah. Und so möchte ich Ihnen heute ein sehr persönliches historisches Streiflicht anbieten. Gern war meine Mutter, heute selbst 84 Jahre alt, bereit, ihre Erinnerung einzubringen.
Ihre beiden Großmütter wurden beide um die 85 Jahre alt. Beide Großmütter lebten nach dem Tod ihrer Ehemänner eine ganze lange Weile allein. Die eine als Einliegerin im Haus eines Sohnes, der als Zimmermann und Landwirt den elterlichen Betrieb übernommen hatte, die andere allein auf dem Hof ihres Mannes.
Die Einliegerin besaß ein lebenslanges Wohnrecht, wie es bei der Hofübergabe vereinbart worden war, und hatte ein eigenes Zimmer und eine eigene Küche zur Verfügung. Zudem stand ihr der Nießnutz an den landwirtschaftlichen Erträgen des zum Haus gehörenden Hofes zu.
Sie half aus, wenn Bedarf war, sah auf die Kinder und versorgte sich ansonsten im Wesentlichen selbst. Mit 80, als die Kräfte nachließen, zog sie zu einer Tochter und lebte dort in der Familie mit. Die Tochter, wiederum Frau eines Landwirts, half in der Landwirtschaft mit, versorgte den Haushalt und kümmerte sich um die Kinder und auch um ihre alte Mutter.
Die andere Großmutter meiner Mutter lebte sehr lange noch von den Einkünften ihrer eigenen Landwirtschaft, die sie bis zum Alter von 80 Jahren auch im Wesentlichen allein bestellte. Auch sie entschied sich mit Ende 70, die letzten Lebensjahre im familiären Umfeld zu verbringen. Sie übergab die eigene Landwirtschaft an einen Sohn.
Sie selbst zog zu ihrem ältesten Sohn und seiner Familie, in der sie bis zu ihrem Tod mit lebte, versorgt und gepflegt wurde. Auch ihre Schwiegertochter hatte Aufgaben in der Landwirtschaft und der zugehörigen Gastwirtschaft zu übernehmen und die Pflege der Schwiegermutter kam als zusätzliche Aufgabe hinzu.
Leider sind nur wenige dieser Erinnerungen aufgezeichnet.
Sofern Sie also Lust und Interesse haben, freuen wir uns über weitere Erinnerungen aus Ihrem Umfeld. Gern sammeln wird diese und präsentieren sie zu gegebener Zeit systematisiert. Kontakt