Auch der zweite Buchtipp führt uns in der Zeit zurück. Marita Kraus lädt uns in das Leben der Tänzerin Lola Montez (1821-1861) ein. Heute kaum bekannt, war sie in ihrer Zeit steter Stein des Anstoßes. Eine allseits bekannte Femme Fatale. Einer Affaire mit Montez wegen, muss der bayerische König Ludwig I im ohnedies aufregenden Revolutionsjahr 1848 zurücktreten. Ein Skandal ohnegleichen!
Lola Montez ist Tochter eines britischen Offiziers und heißt eigentlich Eliza Gilbert. Das ihr vorgezeichnete bürgerliche Leben lehnt sie früh ab. Mit 16 brennt sie mit ihrem Liebhaber nach Indien durch. Sie wird Tänzerin und feiert in den europäischen Metropolen Triumpf um Triumpf, bis sie mit 25 König Ludwig I begegnet. Die beiden beginnen eine Affaire. Montez wird zur Gräfin von Landesfeld erhoben. Als man sie wegen dieser Liaison dem König aus München vertreibt, vermarktet sie ihre Geschichte am Broadway in New York und in den Outbacks Australiens.
Krauss beschreibt Lola Montez als markante und mutige Persönlichkeit, die mit allen Konventionen bricht und selbstbewusst ihren eigenen Weg als Frau geht. Für die Biografie zum 200. Geburtstag dieser unzeitgemäßen Frau kann Krauss erstmals die Tagebücher Ludwigs I. nutzen und ein anderes Bild der Beziehung zwischen König und Tänzerin zeichnen. Entstanden ist eine unterhaltsame Biografie, die zugleich facettenreiche Einblicke in die Geschlechterverhältnisse im 19. Jahrhundert eröffnet.
Krauss, Marita (2020): „Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen“. Das Leben der Lola Montez. C.H. Beck.