Einstellungsverfahren bieten die Chance, Unternehmen bewusst vielfältiger aufzustellen und den Kreis qualifizierter Bewerber*innen auszuweiten. Zu oft noch werden diese Möglichkeiten verpasst und erfahren zu viele Beschäftige auf Grund ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Identität, ihres Alters, ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft sowie ihrer religiösen Orientierung Diskriminierung. 2017 hat im Rahmen einer repräsentativen Befragung jede zweite Person von diskriminierenden Erfahrungen berichtet. Ein Viertel machte diese bereits während der Arbeitssuche und der Bewerbung. Besonders häufig betroffen waren Schwangere und muslimische Frauen, die ein Kopftuch tragen. (vgl. S. 9)
Insgesamt sind offensichtliche Ausschlüsse und Diskriminierungen seltener geworden. Mittelbare Diskriminierungen kommen jedoch weiterhin regelmäßig vor, etwa wenn Stellenanzeigen bestimmte Personengruppen (z.B. Männer oder jüngere Bewerber*innen) besonders adressieren und so andere Bewerber*innen ausschließen können.
Arbeitgeber stehen bei der Ausgestaltung rechtskonformer Einstellungsverfahren vor vielen Herausforderungen. Manche Frage ist bis heute juristisch offen. Unternehmen, die sich trotzdem möglichst rechtskonform und diskriminierungsfrei aufstellen möchten, finden in dem neuen Ratgeber der Antidiskriminierungsstelle des Bundes „Fair in den Job!“ gute Unterstützung. Der Leitfaden gibt wichtige Anregungen zur Gestaltung aller Einstellungsphasen, macht konkrete Formulierungsvorschläge und sensiblisiert für die häufigsten Fehler.
Ist es mittelbar diskriminierend, „Löwen für den Verkauf zu suchen“ und welche Bildsprache ist förderlich auf dem Weg in eine diverse Belegschaft? Unter welchen Bedingungen ist es zulässig, Deutschkenntnisse zu verlangen und in welcher Qualität? Wann darf körperliche Fitness abgefragt werden und gibt es zulässige Altershöchstgrenzen? Wie lassen sich Stellenausschreibungen elegant gendern? Was ist bei Bewerber*innen zu beachten, die ihre politischen, religiösen oder weltanschaulichen Ansichten sichtbar zum Ausdruck bringen? Sind anonymisierte Bewerbungsverfahren eine angemessene Antwort auf unterschwellige Ausschlussmechanismen? Wer sich diese und ähnliche Fragen stellt, wird hier fündig!
Hier geht´s zum Leitfaden: Antidiskriminierungsstelle des Bundes (Hrsg.) (2019): Fair in den Job! Leitfaden für diskriminierungsfreie Einstellungsverfahren. Berlin: https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/Leitfaeden/Fair_in_den_Job.pdf?__blob=publicationFile&v=2