Mobil Arbeitende erleben häufiger als andere Beschäftigte Spannungen zwischen Beruf und Familie. Dies legt eine Sonderauswertung des European Working Conditions Survey aus 2015 nahe. Darin bestätigten zwei Drittel der Beschäftigte in Telearbeit – und damit rund fünf Prozent mehr als diejenigen, die ausschließlich im Betrieb arbeiten – , dass der Beruf die Zeit für Familie reduziert. Zudem würden Familienpflichten die Konzentration auf den Beruf beeinträchtigen und die Zeit für den Beruf reduzieren.
Stettes, Autor der Studie, schließt daraus, dass mobil Arbeitende häufiger in Kauf nehmen müssen, dass sich private und familiäre Sphäre gegenseitig stören und sich die Grenzen zwischen beruflicher und privater respektive familiärer Zeit auflösen. „Wer räumlich und zeitlich flexibel arbeitet, hat zwar mehr Zeitsouveränität im beruflichen Alltag“, so Stettes, erfülle im Gegenzug während der Freizeit oder am Abend aber „signifikant häufiger berufliche Aufgaben“. Mobiles Arbeiten könne so durchaus zum Stressfaktor werden. Die Entlastung, die mobiles Arbeiten durch eingesparte Wegezeiten oder souveräne Zeiteinteilung einerseits möglich wird, wird dann durch die Entgrenzung von Arbeit und Leben wieder konterkariert, wenn Beschäftigte dies als Stress erleben.
Dies mindert für Stettes allerdings nicht die Vorzüge, die die Digitalisierung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit sich bringt. Allerdings, so die Studie, hänge der Benefit mobilen Arbeitens von den Präferenzen, personalen Stärken sowie der Aufgabenfelder der Beschäftigten ab. Nicht für alle Beschäftigten mit Familie, schränkt Stettes ein, sei die Entgrenzung von Arbeiten und Leben erstrebenswert, etwa dann nicht, wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verschlechtert oder sich Kreativität mehr im unmittelbaren Kontakt mit den Kolleg*innen entfaltet.
Insofern sieht Stettes im betrieblichen Kontext die Notwendigkeit gegeben, mit den Beschäftigten auszuloten, wann und unter welchen Voraussetzungen mobiles Arbeiten Sinn macht.
Unter „mobil arbeitend“ sind in der Studie alle Arbeitnehmer*innen subsumiert, die mehrmals im Monat oder häufiger außerhalb des Betriebes arbeiten und mindestens 25 Prozent ihrer Arbeitszeit am PC, Laptop oder Smartphone verbringen.