Erfahrungen aus der Praxis: Schlüssel zur Veränderung
Zusammenfassung der Diskussion von Personalverantwortlichen, Gleichstellungsbeauftragten (überwiegend öffentlicher Dienst) sowie Verbandsvertreterinnen beim Mittagsgespräch am 5.12.11 zum Thema Teilzeit.
Der historische Rückblick auf die Entstehung von Teilzeit, den Dr. Christine von Oertzen gab, zeigt deutlich, dass das Konzept des Alleinverdienermodells, das mit einem Normalarbeitstag verknüpft war, Struktur und Arbeitsorganisation prägte. Dem Mann wurde die Erwerbsrolle und der Frau die Familienversorgungsrolle zugeschrieben. Das Modell der Teilzeit, war von Anfang an als Abweichung von dieser Norm konzipiert und sollte jederzeit wieder abwählbar sein. Die Teilzeit blieb dem kulturellen Leitbild des Familien versorgenden Vaters verbunden.
In dieser Konzeption, so wurde es in der Diskussion herausgearbeitet, liegt ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis der Schwierigkeiten in der Entwicklung eines wirklich attraktiven und umsetzbaren modernen Teilzeitmodells. Denn nach wie vor strukturiert die Idee des Normalarbeitstages und der Vollzeitstelle, die den Familienunterhalt sichert, Arbeitsorganisation und Personalpolitik beim überwiegenden Teil der deutschen Arbeitgeber. Die Teilnehmenden des Mittagsgesprächs – Personalverantwortliche, Gleichstellungbeauftragte sowie Verbandsvertreterinnen – kamen zu der Überzeugung, dass sich die gewünschte vollzeitnahe Teilzeit flächendeckend und ohne Einbußen für die Abwicklung von Arbeitsaufgaben vermutlich erst dann realisieren lassen wird, wenn man sich von der Idee eines achtstündigen Normalarbeitstages und der Vollzeitkonzeption von Stellen verabschiedet und Arbeit bzw. Personal stärker entlang von Aufgaben organisiert.
Dem müssten dann die rechtlichen und fiskalischen Rahmenbedingungen angepasst werden. Denn, der Entstehung von Teilzeit geschuldet, ist die rechtliche und fiskalische Behandlung von Teilzeit immer noch sehr widersprüchlich, obwohl bei vielen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern faktisch immer mehr und immer unterschiedlichere Teilzeitmodelle geschaffen werden. Die Politik, so die anschließende Diskussion, lasse klare Signale und Konsequenz vermissen, indem sie weiterhin auf die gesellschaftspolitische Vision der Wahlfreiheit setzt und sowohl die Einverdiener- als auch die Doppelverdienerpartnerschaft subventioniert, wie es sich am jüngst eingeführten Betreuungsgeld zeige.