Veränderung gestaltet sich zäh im MINT-Bereich. Zwar hat sich die absolute Zahl der Frauen, die ein MINT-Fach studieren, in den letzten 20 Jahren verdreifacht. Prozentual stagniert der Anteil der Frauen, die sich für ein MINT-Studium einschreiben jedoch nach wie vor bei rund einem Drittel. Auch gilt weiterhin, dass Frauen nach wie vor jene MINT-Fächer bevorzugen, die entweder auch zum Lehramt taugen oder als Kombinationsstudiengänge mit klassich von Frauen bevorzugten Studiengängen verbunden sind.
Seit Jahren behindert die geschlechtsspezifische Studienfachwahl alle Bemühungen, den Anteil von Frauen und weiblichen Führungskräften in Arbeitsbereichen zu erhöhen, in denen sie unterrepräsentiert sind.
Neue Studien machen nun ein weiteres Problem sichtbar. Rund 62 Prozent der Frauen, die ein MINT Studium absolviert haben, suchen ihren Berufseinstieg außerhalb der studierten Fachrichtung. Fünf Jahre nach Studienabschluss hat sich der Anteil der Frauen, die auch in einem MINT-Beruf arbeiten, zwar auf 56 Prozent erhöht. Er bleibt aber auffallend hinter jenem der Männer zurück und arbeiten 44 Prozent der MINT-Absolventinnen in einem fachfremden Beruf.
Die Forscherinnen sehen dabei Rollenmodelle und Berufsvorstellungen wirksam, die mit der Praxiserfahrung divergieren und den Verbleib in einem MINT-Umfeld behindern. Erste empirische Studien bestätigen Befunde aus anderen Ländern, wonach Karriereerwartungen und Familienplanung über einen erfolgreichen Übergang von einem MINT-Studium in einen MINT-Beruf entscheiden.
Der Handlungsbedarf für Unternehmen, Arbeitbedingungen, Formen der Zusammenarbeit wie auch Karrieremodelle geschlechtergerechter auszugestalten, ist hoch. Sie laufen, wie die Autorinnen zurecht betonen, ansonsten Gefahr, im Wettbewerb um MINT-Absolventinnen leer auszugehen.
Hild Julia und Anica Kramer (2022): Should I stay or should I go? Frauen arbeiten nach einem MINT-Studium seltener in einem MINT-Beruf als Männer. IAB Forum vom 17.3.2022.