Geschlechtsneutral formulieren | |
Strategie | Beispiele |
Genderneutrale Personenbezeichnungen nutzen |
Person, Elternteil |
Substantivieren | Mitarbeitende, Studierende |
Geschlechtsneutrale Substantive mit Adjektiven kombinieren |
Teilnehmende Personen, beratendes Mitglied, ärztlicher Rat |
Relativsätze formulieren | Alle, die teilnehmen … Wer studiert hat … |
Direkt ansprechen | Informationen erhalten Sie unter… |
Genderneutrale Pronomen nutzen |
alle, jemand, niemand |
Personenbezeichnung durch Funktionsbezeichnung ersetzen |
Leitung, Vertretung |
Passiv formulieren | Im Vortrag soll herausgestellt werden, … Es muss Folgendes beachtet werden: … |
Kollektivbezeichnungen verwenden |
Delegation |
Diversität sichtbar machen | |
Strategie | Beispiele |
Wortstamm- oder Silbensternchen |
Mitarbeiter*in |
Wortstamm- oder Silbendoppelpunkt | Student:in |
Wortstamm- oder Silbenunterstrich | Professor_in |
Gender Pronomen | she/her, he/him, they/them |
Dynamischer Unterstrich |
Teil_nehmerinnen, Teilneh_merinnen, Teilnehmer_innen, Teilnehmerin_nen |
Erläuterungen
Wortstamm- oder Silbensternchen (*)
Das Sternchen, wenn es zwischen die männliche und weibliche Wortendung gesetzt wird, markiert weniger die Lücke als vielmehr die vorhandenen Möglichkeiten und Gestaltungsspielräume. Das der Computersprache entlehnte Sternchen lässt jede beliebige sprachliche und inhaltliche Erweiterung zu und eignet sich deshalb besonders dann, wenn die beliebige Erweiterung zweigeschlechtlicher Ordnung markiert werden soll.
Dieser Platzhalter muss sinnvollerweise auch in der gesprochenen Sprache signalisiert werden. Das Sternchen und die Lücke werden in der Aussprache durch einen stimmlosen glottalen Verschlusslaut wiedergegeben – ein Laut, den wir produzieren, indem wir die Stimmlippen („Stimmbänder”) kurz vollständig schließen.
Wortstamm- oder Silbenunterstrich (_)
Der Wortstamm- oder Silbenunterstrich bietet sich an, wenn Zweigenderung als sprachlicher Bezugsrahmen gebraucht werden soll, ohne diese grundsätzlich in Frage zu stellen.
Der Unterstrich wird auch Gender-Gap genannt, also Gender_Leerstelle. Der Unterstrich steht als Platzhalter für alle, die sich weder als Frau noch als Mann klassifizieren oder klassifizieren lassen wollen. Er markiert den Raum, den die deutsche Sprache nicht zulässt. Symbolisch wird er zwischen den Grenzen einer binären Geschlechterordnung gesetzt. In einer queeren Perspektive bietet der Unterstrich zudem Raum für Aneignung und Veränderung.
Gender Pronomen
(she/her, he/his, they/them)
Menschen, die sich entweder mit einem bestimmten oder keinem der binären Geschlechter identifizieren, weisen dadurch darauf hin, wie sie von anderen Menschen angesprochen werden möchten.
Männer und Frauen, die sich mit binären Geschlechtern identifizieren, in ihren Profilen aber trotzdem die Zusätze „she/her“ oder „he/him“ hinzugefügt haben, möchten damit unter anderem ihren Respekt für die Diversität von Geschlechter-identitäten ausdrücken.
Dynamischer Unterstrich
Diese Form wird benutzt, um insbesondere in der schriftsprachlichen Verwendung die Idee der Zweigeschlechtlichkeit zu irritieren. Der Unterstrich kann nach jeder beliebigen Wortsilbe eingefügt werden. Die Beliebigkeit der Positionierung des Unterstrichs soll die Vorstellung einer zweigeschlechtlichen Ordnung in Bewegung bringen.
Und was ist mit:
- Teilnehmerinnen und Teilnehmer
- TeilnehmerInnen
- Teilnehmer-/innen
- Teilnehmer (m/w/d)
Teilnehmerinnen und Teilnehmer / TeilnehmerInnen und Teilnehmer-/innen
Teilnehmerinnen und Teilnehmer / TeilnehmerInnen und Teilnehmer-/innen sind streng genommen überholt, weil damit lediglich Zweigeschlechtlichkeit sichtbar gemacht wird. Sie werden jedoch weiterhin als Art softer Einstieg in eine geschlechtergerechte Sprache genutzt, oder wenn genau die die Zweigeschlechtlichkeit von Systemen und Ordnungen sichtbar gemacht werden soll.
Sollen mehr Frauen assoziiert werden, kann das Binnen-I bewusst als strategisches Mittel eingesetzt werden. Wegen der orthografischen Nähe zum Femininum werden mehr Frauen als Männer mitgedacht. Ähnlich Effekte können erzielt werden, wenn Texte ausschließlich feminine Formen nutzen.
Generisches Maskulinum kombiniert mit (m/w/d)
Von der Klammerung der weiblichen Form oder einem um (m/w/d) ergänztes generisches Masculinum ist grundsätzlich abzuraten. Üblicherweise steht in Klammern nur, was für das unmittelbare Verständnis nicht notwendig ist und deshalb überlesen werden kann.
Download:
Leitfaden Gendergerechte Sprache (PDF)
Zum Weiterlesen
BRAUN, Friederike u.a. (2007): „Aus Gründen der Verständlichkeit …“: Der Einfluss generisch maskuliner und alternativer ersonenbezeichnungen auf die kognitive Verarbeitung von Texten, in: Psychologische Rundschau, Bd. 58/3, S. 183-189.
DIEWALD, Gabriele und Anja STEINHAUER (2020): Handbuch geschlechter-gerechte Sprache. Wie Sie angemessen und verständlich gendern. Berlin: Duden Verlag.
GÄCKLE, Annelene (Hg.) (2014): ÜberzeuGENDERe Sprache. Leitfaden für eine geschlechtersensible und inklusive Sprache. Köln. (http://www.gb.uni-koeln.de/e2106/e2113/e5726/2014_Leitfaden_UeberzeuGENDEReSprache_11032014.pdf)
GÜNTHNER, Susanne (2019): Sprachwissenschaften und Geschlechterforschung: Übermittelt unsere Sprache ein androzentrisches Weltbild? in: Kortendiek, Beate, Riegraf, Birgit und Katja Sabisch (Hrsg.): Handbuch Interdiszipliänrer Geschlechterforschung. Wiesbaden: Springer Verlag, S. 571-580.
HAYN, Evelyn (2010): „Political Correctness“. Machtvolle Sprachaushandlungen und sprachliche Mythen in Diskussionen um „Politische Korrektheit“. In: Nduka-Agwu, Adibeli und Antje Lann Hornscheidt: Rassismus auf gut Deutsch. Ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen. Frankfurt a.M.: Brandes & Apsel, S. 337-343.
HORNSCHEIDT, Lann (2021): Sprachhaltung zeigen!: Ein Argumentationsleitfaden für diskriminierungskritisches Sprechen und Schreiben. W-orten & meer.
KLANN-DELIUS, Gisela (2005): Sprache und Geschlecht. Eine Einführung. Stuttgart u. Weimar: J. B. Metzler.
KOTTHOFF, Helga und Damaris NÜBLING (2018): Genderlinguistik. Eine Einführung in Sprache, Gespräch und Geschlecht. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag.
KUSTERLE, Karin (2011): Die Macht von Sprachformen. Der Zusammenhang von Sprache, Denken und Genderwahrnehmung. Frankfurt a.M.: Brandes & Apsel.
OLDERDISSEN, Christine (2022): Genderleicht: Wie Sprache für alle elegant gelingt. Berlin: Duden Verlag.