Bereits über die Hälfte der Frauen arbeitet mit digitalen Technologien. Frauen mit Hochschulabschluss sind zu 78 Prozent im Beruf auf digitale Medien angewiesen. Bei den Frauen ohne Berufsabschluss sind es 32 Prozent. Im Vergleich der Frauen mit männlichen Erwerbstätigen zeigt sich erneut ein auffallender Gendergap. Selbst Männer ohne Berufsabschluss arbeiten zu 58 Prozent mit den neuen Technologien. Insgesamt höher ist der Digitalisierungsgrad der Erwerbstätigkeit auch von Frauen in männerdominierten Berufen. In der Abfallwirtschaft, der Metallerzeugung und der Werkstofftechnik sind 35 Prozent der gering qualifizierten Frauen in digitalisierten Erwerbsfeldern tätig. Deutlich geringer ist der Anteil in den frauendominierten Berufen der Steuerverwaltung, der Textilreinigung oder im Verkauf. Hier liegt der Anteil bei 15 Prozent.
Frauen bewerten die fortschreitende Digitalisierung eher negativ
Mehr als die Hälfte der Frauen empfindet die Auswirkungen der Digitalisierung bislang negativ. 52 Prozent geben an, dass sich die Arbeitsbelastung insgesamt erhöht hat. Besonders belastend werden die wachsenden Anforderungen des Multitaskings und die zunehmende Arbeitsmenge wahrgenommen. Etwa jede zweite Frau empfindet zudem mehr Überwachung und Kontrolle. Nur ein geringer Teil der Frauen sieht für sich Verbesserungen, sieben Prozent hinsichtlich der Arbeitsmenge, fünf Prozent mit Blick auf Multitasking. Nur drei Prozent sehen Erleichterungen im Bereich Überwachung und Kontrolle.
Die Folgen der Digitalisierung für die Vereinbarkeit erscheinen den Frauen ambivalent
Im Hinblick auf die Vereinbarkeit hat sich für die meisten Frauen nichts geändert. So sagen 67 Prozent der Befragten. Dass die Digitalisierung auch positive Effekte für die Vereinbarkeit hat, geben 22 Prozent der Befragten an. Zwölf Prozent sagen allerdings, dass sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verschlechtert hat. Für 29 Prozent der Frauen mit Pflegeverantwortung bedeutet die Digitalisierung eine verbesserte Vereinbarkeit – ein knappes Viertel nimmt wiederum eine Verschlechterung der Vereinbarkeitssituation wahr.
Größtes Entlastungspotential geht von der Möglichkeit des mobilen Arbeitens aus
Chancen der Digitalisierung verorten die befragten Frauen vor allem beim Thema mobiles Arbeiten. Mit dem Einsatz digitaler Technologien ist der Anteil der Arbeit, die von zu Hause oder unterwegs erledigt wird, angestiegen. Das bestätigen 34 Prozent der Frauen. Allerdings haben sich für 56 Prozent noch keine oder keine weiteren Möglichkeiten des mobilen Arbeitens ergeben. Dies trifft – wenig überraschend – vor allem auf Frauen zu, die im produzierenden Gewerbe oder im Bereich der personennahen Dienstleistungen beschäftigt sind. In der Branche Information und Kommunikation, in der ortsflexibles Arbeiten hingegen weit verbreitet ist, hat sich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stark verbessert. Unabhängig von der Branche bestätigen 68 Prozent der Frauen, die mobil arbeiten, dass sie dadurch Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren können.
Datenbasis
Die Befragung zum DGB-Index ‚Gute Arbeit‘ liefert jährlich Informationen darüber, wie die Beschäftigten ihre Arbeitsbedingungen beurteilen. Im Jahr 2016 lag der Schwerpunkt auf der Digitalisierung der Arbeit. Insgesamt haben ca. 9.600 Beschäftigte – 4.900 Frauen und 4.700 Männer – dazu Auskunft gegeben.
DGB (2017): Was bedeutet die Digitalisierung der Arbeitswelt für Frauen? Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit.
Die komplette Studie zum Download: http://www.dgb.de/themen/++co++0de5b764-0260-11e7-b792-525400e5a74a