Im letzten Monat hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung die Studienergebnisse zum Thema „Arbeitszeitoptionen im Lebensverlauf“ veröffentlicht.
Die Studie untersucht die Möglichkeiten, flexible Arbeitszeitmodelle in vollkontinuierlichen Arbeitsprozessen zu nutzen. Sie fragt sowohl nach bestehenden Barrieren als auch unterstützenden betreiblichen Faktoren. Hierzu wurden rund 120 Personen in ausgewählten Unternehmen nach ihren Erfahrungen befragt.
Teilzeit und Elternzeit sind auch in Betrieben mit Schichtarbeit die am häufigsten genutzten Maßnahmen einer familienfreundlichen, weil flexiblen Arbeitszeitgestaltung. Die Akzeptanz beider Varianten ist gemeinhin hoch. Die zweimonatige Elternzeit für Männer ist in den letzten Jahren auch in Schichtbetrieben normal geworden. Ebenso finden die Unternehmen bei Nachfrage nach Sabbaticals, Pflegezeit oder Freistellungen für Ehrenämter vielfach unaufgeregt Lösungen. Vor allem dann, wenn die Anfragen Ausnahmen sind und sich auf eine begrenzte Zeit beziehen.
Gleichwohl begegneten die Wissenschaftler*innen einer Vielzahl hemmender Faktoren, die die Umsetzung flexibler Arbeitszeitmodelle erschweren. Ob etwa familienfreundliche Arbeitszeitoptionen wahrgenommen und umgesetzt werden können, hängt von einem komplexen Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren ab.
Gemäß Studienergebnissen sind es vor allem folgende Punkte, die die Umsetzung und Akzeptanz flexibler Arbeitszeitmodelle erschweren:
- Personalmangel
- Unterfinanzierung
- Fehlendes oder schwieriges Ausfallmanagement bei Teilzeit und Freistellungen
- Lange Dauer von Vertretungsverfahren bedingt durch die Bürokratisierung der Einstellungsvorgänge
- Mangelnde Unterstützung durch Führungskräfte und Personalleitung
- Schwache Betriebs-/Personalräte
- Zu kleine Teams
- Spezialistentum
- Gefühl/Erfahrung mangelnder Gerechtigkeit
- Schichtsysteme mit geringem Flexibilisierungsgrad
- Zuschnitt der Stellen als Vollzeitstellen
- Erwartung hoher Präsenz und Erreichbarkeit
- Kopplung von Hierarchieebene und entsprechender Arbeitszeiterwartungen
- Nicht teilzeitkompatible Weiterbildungsangebote
Zusätzlich variieren Akzeptanz und Möglichkeit in Abhängigkeit von der beruflichen Stellung. So ist Teilzeit für Führungskräfte nach wie vor kaum möglich, während Teilzeitbeschäftigung im Niedriglohnbereich betrieblicherseits üblich, von den Beschäftigten oft aber nur wenig gelitten ist. Viele dieser Teilzeitbeschäftigten würden sich ihrerseits gerade mit Blick auf die finanziellen Bedarfe ihrer Familien eine Erhöhung der Arbeitszeit wünschen.
Ausgehend von den Negativbefunden haben die Autorinnen der Studie, Klenner und Lott, zur Stärkung einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung eine Reihe positiver Maßnahmen herausgearbeitet. Zu ihnen zählen:
- Unterstützung flexibler Arbeitszeitmodelle durch die Führungskräfte
- Unterstützung durch starke Betriebs-/Personalträte
- Zusammenstellen größerer Teams
- Fördern überlappende Spezialistenrollen
- Wahren der Interessen der Mitarbeiter_innen und Ausgleichen der Interessen (Ausstieg aus Schichtarbeit nicht nur für Mütter sondern auch für andere möglich)
- Initiieren von Gegendiskursen (positive Erfahrungen, kollegiales Zusammenstehen, Familienvereinbarkeit als wünschenswerter Aspekt)
- Kommunizieren und Fördern von Vorbildern und Wegbereitenden
- Unterstützen der Veränderungsprozesse und Überwinden von Segregation und Arbeitszeitzuschnitten
- Umorganisieren der Arbeit während der Ausfälle (Elternzeit/Ehrenamt/etc.)
- Priorisieren und Verschieben von Aufgaben ,wenn Personal temporär fehlt
- Rechnen mit Ausfällen (durch Arbeitszeitoptionen), vorausschauendes Planen von Vertretung und entsprechendes Vorhalten von Reserven.
Auch hat die Studie gezeigt, dass Betriebe trotz der Anforderungen, die Schichtsysteme an die Arbeitszeitgestaltung stellen, in der Regel kreative Lösungen finden, wenn Beschäftigte, Führungskräfte und Zuständige ins Gespräch kommen und lösungsfokusiert agieren.
Die Studie können Sie hier nachlesen.