Diskriminierungsforschung versteht Diskriminierung als Verwendung von Gruppen- und Personenkategorien, mittels derer Ungleichheiten hergestellt, begründet und gerechtfertigt werden.
Das hier vorliegende Handbuch stellt zentrale Theorien und Einsichten der Diskriminierungsforschung aus unterschiedlichsten Disziplinen vor und reflektiert Ansatzpunkte zur Überwindung von Diskriminierung. U.a. werden Konzepte vorgestellt, die auch für die Analyse von Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt und in der beruflichen Bildung genutzt werden können.
Allen Beiträgen ist gemein, dass Diskriminierung nicht allein als eine Folge von benachteiligenden Handlungen verstanden wird, denen Stereotype zu Grunde liegen. Vielmehr werden jene institutionell verfestigten Erwartungen, organisatorischen Strukturen und Diskurse herausgearbeitet, die Diskriminierung als soziales Phänomen verständlich und damit in der Folge bearbeitbar machen.
Mit seinem interdisziplinären Ansatz eröffnet dieses Handbuch je spezifische Einsichten, die sich zum Teil überschneiden, zum Teil ergänzen, wenn auch nicht immer einem übergreifenden meta- oder transdisziplinären Rahmen folgen. Das Buch bietet wertvolle Einsichten in mögliche Ursachen, Formen und Folgen von Diskriminierung aus historischer, soziologischer, sozialpsychologischer, sprach-, erziehungs- und rechtswissenschaftlicher Perspektive. Außerdem geben die Beiträge Aufschluss über die gesetzlichen Bestimmungen. Sie geben Einblick in die Diskriminierung gesellschaftlicher Teilgruppen, fassen die wichtigsten Erkenntnisse zur Benachteiligung auf Grund des Geschlechts und der sexuellen Orientierung zusammen und skizzieren betriebliche und institutionelle Ansätze zur Abhilfe.
Bezogen auf den Arbeitsmarkt werden Globalisierung und Digitalisierung kritisch bewertet, da sie in der beträchtlichen Ausweitung informeller und prekärer Beschäftigungsformen sowie mit der Erodierung von Normalarbeitsverhältnissen neue Ungleichheiten begründen und neue Möglichkeiten der Diskriminierung eröffnen. Auf der Mikroebene werden konkrete Beispiele diskriminierender Routinen auf dem Arbeitsmarkt skizziert, die etwa dazu führen, dass ein starker Sprachakzent Nachteile auf dem Arbeitsmarkt mit sich bringt. Hinsichtlich der vielfach bereits angebotenen Diversitytrainings warnen die Autor*innen vor zu großer Hoffnung. Vielfach blieben die Trainingsaktivitäten ohne große Wirkung, wenn nicht erst die Betriebsverfassung geändert wird.
Das Handbuch eignet sich für Personalverantwortliche wie für Antidiskriminierungsbeauftragte gleichermaßen. Es sollte jede Büchersammlung zum Thema ergänzen.
Scherr, Albert, El-Mafaalani, Aladin, Yüksel, Emine Gökçen (Hrsg.) (2017): Handbuch Diskriminierung. Theoretische, empirische und praktische Aspekte zu Diskriminierung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.