Die Debatte um Sprache und Geschlecht dauert im deutschen Sprachraum nun seit fast 50 Jahren an und ist alles andere als geklärt. Die Auseinandersetzung um ein geschlechtergerechtes Sprachhandeln polarisiert und emotionalisiert. Ein rauer, aggressiver werdender Unterton durchzieht die Debatte. Die Positionen werden oft verbissen und zuweilen missionarisch verteidigt. Die Empfehlungen reichen von der Rückkehr zum Althergebrachten über das Binnen_I und Sternchenform bis hin zum dynamischen Unterstrich.
Mit ihrem Sammelband wollen Baumann und Meinunger nun einen Überblick über die Argumente und Argumentationsweisen liefern und so zur Entemotionalisierung der Debatte beitragen. In Teil eins, den die Autorinnen mit „Diskursfragmente“ betiteln, haben sie konkrete Anwendungen und Beispiele geschlechtergerechter Sprache und Sprachherausforderungen schlaglichtartig aus den letzten Jahrzehnten zusammengetragen. Im zweiten Teil, schlicht „Die Beiträge“ genannt, finden sich theoretische Texte, also Texte über geschlechtergerechtes Sprechen. Darunter finden sich Zeitungsartikel und wissenschaftliche Ausführungen von Linguist*innen, Soziolog*innen, Feministinnen. Alle Beiträge sind sorgfältig kommentiert, Fachbegriffe werden erläutert. Angaben zu den Autor*innen helfen bei der Einordnung, so dass sich alle Texte auch ohne Vorkenntnisse gut lesen lassen. Die Textauswahl vermittelt einen soliden Einblick in die Relevanz und Ernsthaftigkeit der Debatte und gibt Breite und Tiefe der Diskussion gut wieder.
Wo sich Baumann und Meinunger selbst verorten, lässt sich schon in der mit einem gehörigen Schuss Humor verfassten Einleitung ablesen, die für ein unverkrampftes, spielerisches, dabei gleichzeitig ernsthaft geschlechtersensibles Sprachandeln wirbt. Insgesamt empfehlenswert!
Antje Baumann und André Meinunger (Hg.) (2017): Die Teufelin steckt im Detail. Zur Debatte um Gendern und Sprache, Kulturverlag Kadmos.