Die Exzellenzinitiative erhöht zwar den Frauenanteil in der Wissenschaft. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bleibt aber weiterhin eine große Hürde für die wissenschaftliche Laufbahn. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung zur Frauen- und Gleichstellungsförderung im Rahmen der Exzellenzinitiative.
In ihrer Studie gehen die Professorin für Soziologie Anita Engels und ihre Kolleginnen Beaufays, Kegen und Zuber erneut den Ursachen des traditionell geringen Frauenanteils in Spitzenpositionen der Wissenschaft nach und fragen, ob die im Rahmen der Exzellenzinitiative aufgesetzten Maßnahmen zwischen 2007 und 2013 zur Förderung von weiblichen Wissenschaftskarrieren Erfolg zeigen.
Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Maßnahmen zwar zu einem stellenweise sprunghaften Anstieg der Zahl von Frauen im Wissenschaftsystem beigetragen haben, die strukturellen Hürden mit den Maßnahmen aber nicht beseitigt wurden. So sehen die Autorinnen Frauen nach wie vor dann benachteiligt, wenn sie Familien gründen und der zeitliche Invest in die wissenschaftliche Karriere den familiären Anforderungen entsprechend angepasst wird.
In Folge der veränderter Zeitpriorisierungen laufen Frauen Gefahr, auf Grund zu geringer Publikationen, eingeworbener Drittmittel oder Konferenzbesuche in ihren wissenschaftlichen Karrieren abgehängt zu werden. Darüber hinaus betonen die Autorinnen, dass die Exzelenzinitiative kaum dazu beigetragen hat, die geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Arbeitsverhältnissen abzubauen. Ungeachtet der Exzelenzinitiative arbeiten Frauen nach wir vor öfter auf halber Stelle und werden seltener entfristet als ihre männlichen Kollegen.
Die Autorinnen kommen zu dem Schluss, dass auch in der Exzellenzinitiative weiterhin jene kulturellen Vorstellung von Wissenschaft und Exzellenz dominieren, die männlichen Normen unterliegen. Noch habe sich wenig an der grundsätzlich vergeschlechtlichten Haltung gegenüber Wissenschaftler_innen geändert. Die Bestenauswahl verstärke vor diesem Hintergrund sogar Ungleichheit, indem sie ungleiche Bedingungen unberücksichtigt lässt, so das Fazit.
Zur Abhilfe empfehlen Engels, Beaufays, Kegen und Zuber vor allem die Implementierung von gezielten Evaluationsinstrumenten sowie weitere Maßnahmen zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Insbesondere Vorgesetzte müssen für das Thema Gleichstellung sensibilisiert und dazu ermutigt werden, Best Practice Modelle zu kopieren. Besonders aber müsse künftig Ungleichheit zwischen den Geschlechtern verstärkt als ein strukturelles und nicht als ein individuelles Problem anerkannt und bearbeitet werden. Die Autorinnen zeigen sich überzeugt, dass dabei Druck und Vorschriften, wie im Rahmen der Exzellenzinitiative, positiv wirken.
Anita Engels, Sandra Beaufays, Nadine V. Kegen, Stephanie Zuber (2015): Bestenauswahl und Ungleichheit. Eine soziologische Studie zu Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Exzellenzinitiative. Frankfurt/New York (Campus Verlag).