Julia Kaup untersucht in ihrer Studie die Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen und erläutert deren Ursachen im Wirkungsfeld politischer, sozio-ökonomischer und betrieblicher Einflussfaktoren.
In ihrer Ursachenanalyse nimmt sich die Autorin zunächst diese Faktoren einzeln vor und attestiert in allen Bereichen nach wie vor gravierenden Handlungsbedarf. Sie setzt sich ausführlich mit der Historie der gesetzlichen Rahmenregelungen auseinander, die auf die Erwerbsbeteiligung und das Familienleben von Frauen Einfluss haben. Dabei zeichnet sie deren systemimmanenten Widersprüchlichkeiten nach, die den tradierten Rollenmodellen Vorschub leisten. Nach wie vor seien die gesetzlichen Regelungen so ausgestaltet, dass Frauen nach der Geburt eines Kindes länger pausieren, eher in Teilzeit arbeiten, klassische Frauenberufe wählen und vor der Übernahme einer Führungstätigkeit zurückschrecken. Exemplarisch arbeitet Kaup die geschlechtsspezifischen Implikationen der Elterngeldregelungen und des Familienpflegezeitgesetzes heraus.
Zudem sieht die Autorin auch betrieblicherseits nach wie vor gravierenden Handlungsbedarf in Sachen Arbeitsorganisation, Leistungsstrukturen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Karrieremodellen. Deshalb habe die freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, kaum Wirkung gezeigt. Die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote hält Kaup für unverzichtbar. Zurückführen ließen sich betrieblicherseits die stagnierenden Anteile von Frauen in Führung auf den Fortbestand überlieferter Geschlechterstereotypen. Nach wie vor werden bestimmte Charaktermerkmale, wie Durchsetzungsvermögen oder Belastbarkeit, geschlechtsspezifisch gedacht. Nach wie vor dominieren Bilder, denen zufolge sich Weiblichkeit und Führung eher ausschließen. Frauen werden statistisch nachweisbar immer noch schlechter beurteilt als ihre männlichen Kollegen.
Um den Anteil von Frauen in Führungspositionen mittelfristig zu erhöhen, müssten die betrieblichen Strukturen zu Gunsten von Frauen verändert und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie konsequenter unterstützt werden. So zeigt sich die Autorin überzeugt, dass erst ein systemischer Veränderungsprozess die historisch gewachsenen Ungleichheitsstrukturen überwinden kann. Für diesen Veränderungsprozess rät Kaup zu einer deutlich engeren Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft, als es bislang der Fall war. Einen Lösungsansatz bietet das Konzept einer lebensphasenorientieren Arbeitsorganisation mit ausreichender Flexibilität. Zudem sei es nach wie vor geboten, für die Brisanz des Themas zu sensibilisieren.
Das Buch empfiehlt sich für alle, die mit betrieblicher Gleichstellung und der Umsetzung eines familienbewussten Personalmanagements befasst sind.
Julia Kaup (2015): Die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen. Uraschenanalyse. Wiesbaden Springer Gabler