Arbeitgeber_innen, die bei der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege unterstützen, können bei ihren Beschäftigten punkten. Allerdings können sich viele Beschäftigte oft gar nicht vorstellen, was Arbeitgeber_innen für sie in einer solchen Situation tun könnten. Zu diesen Ergebnissen kommt Julian Löhe, dessen Dissertation nun als Printfassung vorliegt. Löhe unterstreicht mit seiner Arbeit die große Bedeutung einer erfolgreichen Vereinbarkeit von Beruf und Pflege für die Arbeitgeberattraktivität. In seiner Analyse von 50 Parametern zum Employer Branding sticht die Unterstützung von Beschäftigten heraus, die Angehörige pflegen.
Für Löhe lässt dies nur einen Schluss zu: Unternehmen, egal welcher Branche und Größe, sind gefordert, geeignete Entlastungsmaßnahmen für pflegende Beschäftigte vorzuhalten und gezielt in deren Work-Life-Balance zu investieren.
Löhe erzählt in seiner Studie von den Erfahrungen, die Beschäftigte mit pflegebedürftigen Angehörigen bei der Ausbalanzierung beruflicher und pflegerischer Zeitregime machen, von den Herausforderungen und Fragestellungen bei der Organisation des Alltags. In seinen zahlreichen Gesprächen mit Beschäftigten und Personalverantwortlichen gewinnt Löhe die Erkenntnis, dass Beschäftigte die Übernahme einer Pflegeverantwortung häufig als Privatangelegenheit verstehen. Oft wenden sie sich nur im äußersten Notfall an ihre Führungskräfte und bitten um Unterstützung. Dass sich daraus aber oft auch Schwierigkeiten für die Vereinbarkeit von Arbeitgeber_innen ergeben, ist nachvollziehbare Schlussfolgerung. Insofern führt Löhe das betriebliche Informationsmanagement als Maßnahmen mit hoher Priorität und Relevanz an.
Löhe stellt weiterhin eine Vielzahl von Maßnahmen vor, die eine pflegesensible Unternehmenskommunikation und -kultur befördern können. Er geht auf Beratungs- und Informationsangebote für pflegende Beschäftigte sowie auf themenspezifischen Schulungsangebote für Führungskräfte ein. Wichtigste Zielsetzung, so eine weitere Erkenntnis der Arbeit, ist die Entzerrung der bestehenden Zeitkonflikte, die sich für pflegende Beschäftigte stellen und sich einfacher Lösungsmodelle entziehen.
Die Studie basiert auf einer fragebogengestützten Onlinebefragung und qualitativen Experteninterviews mit Beschäftigten und Personalverantwortlichen in ausgewählten Dienstleistungsunternehmen.
Löhe, Julian (2016):Angehörigenpflege neben dem Beruf. Mixed Methods Studie zu Herausforderungen und betrieblichen Lösungsansätzen. Wiesbaden: Springer VS.