
Der Trend geht zu immer weiteren Pendeldistanzen. Allerdings bestehen auffallende Unterschiede nach Geschlecht, Alter und Bildungsstand. Foto: pixabay.com
Lange Arbeitswege verschärfen die zeitlichen Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und belasten die Gesundheit. Wie eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, muss dem Thema im Rahmen eines familien- und lebenphasenbewussten Personalmanagements noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn der Trend geht klar zu immer noch längeren Pendeldistanzen.
So ist die mittlere Pendeldistanz zwischen 2000 und 2014 um 21 Prozent von 8,7 auf 10,5 Kilometer gestiegen. Dieser durchschnittliche Anstieg ist vor allem auf die Veränderung der Distanzen von mehr als 20 Kilometern zurückzuführen. Außerdem wird zudem nicht mehr nur vom Land in die Stadt, sondern auch zwischen städtischen sowie ländlichen Regionen gependelt.
Im Vergleich des Pendelsverhaltens nach Geschlecht, Alter und Qualifikation finden sich weitere, in der Personalpolitik künftig stärker zu berücksichtigende Unterschiede:
1. Frauen pendeln insgesamt über kürzere Strecken als Männer. Dies bringen Dauth und Haller mit der noch stärkeren Zuständigkeit der Frauen für Fürsorge, Erziehung und Pflege in Zusammenhang, stellen aber auch hier wachsende Pendelbelastungen fest.
2. Deutsche Staatsangehörigkeit, Jugendlichkeit und Alter korrespondieren mit eher kürzeren Pendelstrecken, wobei die Pendelstrecken auch für ältere Beschäftigte steigen.
3. Bessere Lohnaussichten bei gleichen Qualifikationsanforderungen bedingen häufig längere Entfernungen zwischen Wohn- und Arbeitsort.
4. Beschäftigte mit einem Hochschulabschluss pendeln am weitesten. Dies wiederum erklären die Autoren aus den grundsätzlichen Mobilitätsanforderungen in Beschäftigungsverhältnissen, die einen höheren Bildungsabschluss verlangen. Zudem konzentrieren sich die akademischen Arbeitsplätze oft auf Städte und stellen höhere Gehälter einen zusätzlichen Anreiz dar, regional mobil zu sein.
5. Gleichzeitig steigen auch die Pendeldistanzen von Personen mit niedriger formaler Bildung. Wichtigste Ursache vermuten Dauth und Haller in den steigenden Mieten in Großstädten.
6. Je größer die Unternehmen sind, um so höher ist der Prozentsatz innerhalb der Belegschaft, der pendelt, und um so größer sind die Distanzen, die die Beschäftigten bereit sind in Kauf zu nehmen.
7. Menschen, die auf dem Land leben, pendeln weiter als Menschen, die in einer Stadt wohnen.
8. Je länger die Verweildauer in einem Unternehmen ist, um so mehr sinkt die Pendeldistanz, entweder weil die Beschäftigten vorher den Job aufgrund des Pendelns verlassen oder näher zur Arbeitsstätte gezogen sind. In Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs sind Jobeinsteiger offenbar bereit, zunächst weite Pendeldistanzen in Kauf zu nehmen.
Dauth, Wolfgang; Haller, Peter (2018): Berufliches Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort. Klarer Trend zu längeren Pendeldistanzen. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 10/2018: IAB-Kurzbericht. http://doku.iab.de/kurzber/2018/kb1018.pdf