Die Einstellungen von Frauen zu Müttererwerbstätigkeit und externer Kinderbetreuung sind Thema einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Die Ergebnisse unterstützen die familienpolitischen Forderungen einer Familienzeit mit vollzeitnahen Arbeitszeitmodellen für Eltern.
Erwerbsbeteiligung von Männern und Frauen variiert je nach Familienkontext
Die Lücke zwischen der Erwerbsbeteiligung von Männern und Frauen ist in den letzten Jahren kleiner geworden. Die Erwerbstätigenquote liegt für Frauen zwischen 18 und 60 Jahren bei 68 Prozent, bei gleichaltrigen Männern bei 79 Prozent. Bei Frauen schwankt die Erwerbsbeteiligung in Abhängigkeit von der Familien- und Haushaltskonstellation, während sie bei den Männern gleichbleibend hoch ist. Die geringste Erwerbsbeteiligung weisen Frauen mit Kindern unter drei Jahren im Haushalt auf (47,3%). Mit steigendem Alter der Kinder steigt die Erwerbsbeteiligung der Mütter und erreicht zuletzt wieder das Niveau von Frauen ohne Kindern. Frauen mit Kindern arbeiten häufiger in Teilzeit, während Männer auch in der Familienphase weiter in Vollzeit arbeiten. Insgesamt wünschen sich deutliche mehr Mütter und Frauen die Möglichkeit, eine stärker partnerschaftlich ausgerichtete Arbeitsteilung leben zu können.
Eltern wünschen sich eine egalitärere Verteilung der Erwerbs- und Familienarbeit
So zeigt eine Befragung im Rahmen von PASS aus dem Jahr 2011, dass Frauen im Durchschnitt gerne 28 Stunden arbeiten würden. Bei Männern liegt die gewünschte Arbeitszeit bei 35 Stunden. Differenziert man bei den Erwerbstätigen nach der Haushaltskonstellation, schwankt die gewünschte Arbeitszeit zwischen 22 Stunden (Frauen mit Partner und Kindern zwischen drei und sechs Jahren) und 32 Stunden (alleinstehende Frauen). Alleinerziehende Mütter präferieren eine Arbeitszeit um die 30 Stunden, Mütter mit Partner möchten etwa 25 Stunden arbeiten. Frauen wünschen sich also tendenziell eher eine Teilzeitstelle mit überhälftiger Teilzeit, bei Männern ist die Wunschvorstellung, unabhängig von ihrer Haushaltssituation, die 35-Stunden-Woche, also eine vollzeitnahe Teilzeit.
Teilzeitoptionen stärken die Erwerbsbeteiligung von Müttern
Mit der Teilzeitorientierung steigt die Erwerbsbeteiligung der Mütter an und reduziert sich die Elternzeitdauer. So waren 2011 deutsche Frauen zwischen 18 und 60 Jahren der Meinung, dass eine Mutter durchschnittlich 3 Jahre und 2 Monate nach der Geburt ihres Kindes wieder Teilzeit erwerbstätig sein kann. Eine stundenweise Beschäftigung für Mütter mit Kindern unter 3 Jahren halten 43,5 Prozent der Frauen für angemessen. Mit einer Vollzeiterwerbstätigkeit sollte sie hingegen warten, bis das Kind 7 Jahre alt ist.
Teilzeitoptionen verkürzen die Elternzeitdauer
Der Großteil der Frauen in Paarhaushalten und Alleinerziehende mit Kindern unter sechs Jahren sprach sich 2011 für einen eher frühen Wiedereintritt in das Erwerbsleben aus. Eine Vollzeiterwerbstätigkeit für Mütter von Kindern unter drei Jahren können sich in der Gruppe der Paarhaushalte 29 Prozent grundsätzlich vorstellen, in Paarhaushalten mit Kindern von drei bis sechs sind es noch 21 Prozent. Alleinstehende Frauen sowie Frauen in Paarhaushalten mit älteren Kindern sehen das ideale Alter des Kindes für die (Wieder)Aufnahme einer Vollzeiterwerbstätigkeit bei sechs Jahren oder älter. Insgesamt sind es also Frauen von jüngeren Kindern, die sich eine frühe Aufnahme der Vollzeitbeschäftigung wünschen. Bezieht man weiter Faktoren mit ein, so zeigt sich, dass es tendenziell Frauen mit höherem Bildungsniveau und Frauen aus Ostdeutschland sind, die eine frühe Rückkehr ins Berufsleben für angemessen halten.
Jüngere Mütter setzen die ideale Altersgrenze für externe Kinderbetreuung niedriger an
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Frage nach der idealen Altersgrenze für die externe Kinderbetreuung. Im Jahr der Erhebung (2011) lag die Inanspruchnahme außerfamiliärer Kinderbetreuung für Kinder unter drei Jahren bei insgesamt 25 Prozent, 50 Prozent in Ost und 28 Prozent in West. Bei der Gruppe der der Kinder von drei bis sechs herrschte eine nahezu flächendeckende Betreuung von 92 Prozent, ohne signifikante Abweichung zwischen Ost und West. Erst bei der Betreuungsdauer zeigen sich wieder Unterschiede: Die Betreuungsqoute für eine Ganztagsbetreuung lag im Osten bei 70 Prozent und im Westen bei 28 Prozent. Weiter Studien zeigen, dass die Inanspruchnahme externe Kinderbetreuung mit dem Alter des Kindes, dem Bildungsniveau und der Erwerbstätigkeit der Mutter steigt.
Als ideales Einstiegalter in ein stundenweise Betreuung außerhalb der Familie benennen die befragten Frauen im Durchschnitte 2 Jahre und 7 Monate, mit nur geringfügigen Schwankungen zwischen den verschiedenen Haushaltskonstellationen. Deutlich nach oben rutscht die ideale Altersgrenze für eine Ganztagsbetreuung, sie liegt bei durchschnittlich fünf Jahren und vier Monaten. Mütter mit älteren Kindern legen diese Grenze ins Schulalter oder geben an, dass ein Kind überhaupt nicht ganztags außerhalb der Familie betreut werden sollte. Mütter mit jüngeren Kindern können sich wiederum eine frühere Ganztagsbetreuung vorstellen, nämlich mit 4,5 Jahren.
Teilzeitorientierte Frauen sind skeptischer gegenüber Ganztagsbetreuung
Frauen, die eine frühe Aufnahme der Vollzeiterwerbstätigkeit favorisieren setzen das angemessene Alter für eine ganztägige Kindebetreuung früher an. Dies ist generell bei Frauen in Ostdeutschland festzustellen. Des Weiteren sprechen sich eher jüngere und erwerbstätige Mütter sowie Mütter mit einen höheren Bildungsniveau dafür aus.
Datengrundlage der Studie liefert das PASS
Datengrundlage der vorgestellten Analyse ist das Panel „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ (PASS), 5. Befragungswelle 2011. Für die Befragung wurden Personen zwischen 18 und 60 Jahren ausgesucht, befragt wurden 6521 Frauen und 5620 Männer.
Torsten Lietzmann und Claudia Wenzig (2017): Arbeitszeitwünsche und Erwerbstätigkeit von Müttern. Welche Vorstellungen über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bestehen. (=IAB Kurzbericht 10/2017).