Generation Übergang – 20 Mio. Menschen stehen vor dem Ausstieg aus dem Arbeitsmarkt
- Neue Umfrage der berufundfamilie gGmbH belegt: Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind sich in Sachen Erwerbstätigkeit im Alter nicht einig
- Möglichkeit für flexiblen Übergang zwischen Arbeit und Rente sind rar
Frankfurt am Main, 28. Januar 2014 – Die Arbeitswelt steht vor einer historisch einmaligen Herausforderung: In den nächsten 15 Jahren werden mit den geburtenstarken Jahrgängen rund 20 Mio. Menschen das gesetzliche Renteneintrittsalter erreichen und sich die Frage stellen, wie sie den Übergang von der Erwerbsarbeit in den Ruhestand gestalten. Die berufundfamilie gGmbH – eine Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung – hat diese Gruppe in den Blick genommen und belegt mit der repräsentativen GfK-Umfrage „Arbeit und Alter“: Zwischen den Vorstellungen der Arbeitnehmer und den aktuellen und zukünftigen Angeboten der Arbeitgeber klafft eine große Lücke, Wahlmöglichkeiten fernab der gesetzlichen Standardmodelle bestehen kaum.
Nur 28 % der befragten 45- bis 60-jährigen Erwerbstätigen wünschen sich, bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter voll erwerbstätig zu bleiben. Relativ stark ausgeprägt ist dagegen ihr Wunsch, bis dahin reduziert (26 %) bzw. nur bis zu einem vorgezogenen Renteneintrittsalter erwerbstätig zu sein (34 %). Die Arbeitgeber gehen jedoch von ganz anderen Voraussetzungen aus: Sie erwarten, dass 61 % ihrer Beschäftigten bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter voll erwerbstätig bleiben werden.
So verwundert es nicht, dass betriebliche Angebote für eine flexible und bedarfsgerechte Gestaltung einer Übergangsphase, die sowohl die Zeit vor, als auch nach dem gesetzlichen Rentenalter in den Blick nimmt, Mangelware sind. Zwei Drittel der Arbeitgeber bieten keine Maßnahmen an, um die Erwerbstätigkeitsphase älterer Beschäftigten zu verlängern; und nur 15 % planen dies künftig zu tun.
Dagegen wünschen sich 56 % der Beschäftigten Maßnahmen von ihrem Arbeitgeber, die es Ihnen erleichtern würden, bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter oder darüber hinaus erwerbstätig zu sein.
Dabei stehen nicht die Gestaltung von altersgerechten Arbeitsplätzen (46 %) und gesundheitsfördernde Maßnahmen (45 %) im Vordergrund, sondern vor allem der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeitmodellen (75 %).
Neues Konzept: Dynamische Übergangsphase mit Wahlmöglichkeiten
Stefan Becker, Geschäftsführer der berufundfamilie gGmbH, macht deutlich: „Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie setzen die Betriebe mittlerweile viele individuelle Flexibilisierungskonzepte um. Beim Übergang von der Erwerbstätigkeit in den Ruhestand sehen sie sich jedoch noch nicht zum Handeln genötigt und halten überwiegend an nur einem starren Modell für ihre Beschäftigten fest: In Vollzeit erwerbstätig sein bis zum Erreichen des gesetzlichen Rentenalters, um dann gänzlich aus dem Arbeitsmarkt auszuscheiden. Das trägt aber weder den Wünschen der Arbeitnehmer Rechnung, noch
der gesellschaftlichen Notwendigkeit, die Älteren sowohl in Erwerbsarbeit als auch in Familienarbeit und ehrenamtliche Arbeit einzubeziehen. Um Arbeit im Alter attraktiv zu machen, brauchen wir auch hier einen größeren Mix an betrieblichen Modellen und mehr Wahlmöglichkeiten.“ Immerhin 57 % der Arbeitgeber sehen einen Mehrwert darin, sich mit der Übergangsgestaltung ihrer Mitarbeiter zwischen Erwerbstätigkeit und Ruhestand zu befassen. Stefan Becker erläutert: „Mit flexiblen Übergangskonzepten erhöhen die Arbeitgeber maßgeblich ihre Attraktivität und damit die Chance, gute ältere Fachkräfte länger für den Betrieb zu gewinnen. Damit wappnen sie sich für die
neue aufkommende Dimension im Kampf um gute Fachkräfte.“