Am zweiten Tag der Diversity Konferenz in Berlin hatte ich die Gelegenheit, einen inspirierenden Vortrag von Tobias Grünfelder zu hören. Besonders spannend war die Auseinandersetzung mit dem Begriff transkulturelle Kompetenz, der einen neuen Ansatz im Umgang mit kultureller Vielfalt beschreibt. Dies war für mich ein echtes Highlight, da sonst häufig nur über interkulturelle Kompetenz gesprochen wird.
Während sich interkulturelle Kompetenz traditionell darauf fokussiert, kulturelle Unterschiede zwischen Gruppen zu verstehen und Brücken zu bauen, geht die transkulturelle Perspektive weit darüber hinaus. Sie setzt ihren Schwerpunkt nicht auf die Abgrenzung oder das Management von Differenzen zwischen einzelnen Kulturen, sondern auf die Schaffung neuer Gemeinsamkeiten.
Transkulturelle Kompetenz ist laut der Definition die Bereitschaft und Fähigkeit, durch gemeinsame Erfahrungen und gegenseitiges Lernen neue Gemeinsamkeiten zu schaffen. Dabei geht es darum, über bestehende kulturelle Praktiken hinauszugehen, neue Bedeutungen und Handlungen zu entwickeln und dabei gleichzeitig kulturelle Vielfalt zu respektieren und zu wahren.
Diese Gemeinsamkeiten bilden den Boden, auf dem Zugehörigkeit (belonging) entstehen kann. Es geht darum, eine Erfahrungsgemeinschaft zu schaffen, in der Menschen sich verbunden fühlen – nicht, weil ihre Unterschiede aufgehoben werden, sondern weil sie durch Beziehungen und geteilte Erlebnisse zusammenfinden. Belonging entsteht also nicht durch die Aufgabe der eigenen Identität, sondern durch die aktive Gestaltung von Beziehungen und durch das Erleben von Gemeinschaft.
Mit diesem Ansatz ist ein relationaler Paradigmenwechsel verbunden, der auch meine eigene systemische Arbeitsweise perfekt ergänzt. Der Fokus liegt nicht mehr auf einzelnen Entitäten – also abgegrenzten Kulturen, Gruppen oder Individuen – sondern auf den dynamischen Verbindungen und Relationen zwischen ihnen. Ziel ist es, neue Formen des Miteinanders zu entwickeln, die von gegenseitigem Respekt und gemeinsamen Werten getragen werden.
Tobias Grünfelder ist Wissenschaftler, transkultureller Trainer & Magier.