Maiken Nielsen hat die Geschichte der 13 US-Pilotinnen, die als Astronautinnen für den ersten Mondflug getestet wurden und dann doch nicht zum Mond durften, weil sie Frauen waren, zu einem spannenden Roman verarbeitet. Juni, Hauptfigur des Romans, verkörpert die Mercury 13, wie die Gruppe der Testpilotinnen genannt wurde. In ihr versammelt sich deren Mut, Motivation und Sportlichkeit. Sie erlebt die Geschichte mit all den Gefühlen und Gedanken, die Nielsen keiner der historischen Figuren zuschreiben wollte. Abgesehen von einer Mutter-Tochter-Beziehung entsprechen alle weiteren Fakten den historischen Tatsachen. Diese hat Nielsen akribisch rekonstruiert.
Dass Frauen überhaupt als Astronautinnen getestet wurden, verantwortete der Raumfahrtmediziner Randolph Lovelace. Er stand im Kontakt mit hervorragenden Pilotinnen und fand, dass Frauen in der Raumfahrt durchaus Vorzüge gegenüber Männern besäßen. Könnte es nicht von Vorteil sein, Frauen ins All zu schicken, wo sie doch gewichtsmäßig leichter sind, ihr Sauerstoffverbrauch geringer ist, sie durch ihr Hausfrauendasein besser an Isolation und Einsamkeit gewohnt und zudem durch die Gebärfähigkeit unempfindlicher sind?
Den ersten Durchlauf machte Lovelace mit Jerry Cobb und konnte nach dem erfolgreichen Abschluss weitere qualifizierte Interessentinnen für sein Projekt gewinnen. Cobb als erste Frau anzusprechen, lag auf der Hand. Seit Jahren arbeitete sie als Pilotin, Managerin und damit als eine der wenigen weiblichen Führungskräfte für die größten Flugzeughersteller in den USA, hatte 7000 Flugstunden absolviert und hielt drei Flugweltrekorde.
In den nächsten Wochen bestanden weitere 13 Frauen die ersten medizinischen Testserien, aber nur drei Frauen konnten gegen die familiären und beruflichen Widerstände das Programm fortsetzen. Kurz bevor diese in der Naval School of Aviation Medicine zu erweiterten Tests mit Militärausrüstung und Jets antreten konnten, brach die NASA das Projekt jedoch ab. Trotz der Lobbyarbeit mehrerer Projektmitglieder, unter ihnen auch Lovelace, war die NASA nicht zu überzeugen, Frauen für ihr Astronautenprogramm zu berücksichtigen.
Jerry Cobb und Janey Hart bestanden nach dieser Absage auf eine öffentlichen Anhörung. Aber erst zwei Jahre nach dieser Anhörung wurde das Geschlechterdiskriminierungsverbot in amerikanische Gesetze übernommen. Eine Entschädigung durch die NASA blieb aus, obwohl fast alle der 13 Frauen ihre Jobs in der Flugfahrt verloren hatten.
Als 1963 die Russin Valentina Tereschkowa als erste Frau ins All startete, gab es einen kurzen Aufschrei in der amerikanischen Presse. Hatten die Russen im Kampf um den Weltraum auch in dieser Hinsicht die Nase vorn? Die Aufregung verhallte aber schnell wieder. Die breite US-amerikanische Öffentlichkeit stimmte dem Astronauten John Glenn zu, wonach der Ausschluss der Frauen von der Raumfahrt eine „Tatsache der sozialen Ordnung“ sei. Erst 20 Jahre später startete Sally Ride als erste Amerikanerin und dritte Frau ins Weltall.
Unsere Empfehlung: Space Girls kaufen, lesen und verschenken! Lassen sie sich von der gleichermaßen spannenden wie berührenden Geschichte in den Bann ziehen!
Nielsen, Maiken (2019): Space Girls. Hamburg: Rohwolt Verlag.
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