Im Juli 2015 trat in den Niederlanden ein neues Gesetz in Kraft. In den letzten Jahren selten geworden fand seine Vorlage in beiden Parlamentskammern eine große parteiübergreifende Zustimmung, seit einem Monat gilt es nun für alle niederländischen Angestellten:
Jeder, der dies möchte, kann von nun an mit einer viel besseren Chance auf Zustimmung einen Antrag auf Telearbeit beim Arbeitgeber einreichen. Dieser hat von nun an nur noch in drei Fällen das Recht dies abzulehnen:
- Im Falle, dass dadurch die Dienstplanung unmöglich wird: Kann also beispielsweise die Arbeit von zu Hause aus unter keinen Umständen erledigt werden – beispielsweise als BusfahrerIn oder Putzkraft – muss man doch täglich zur Arbeit erscheinen.
- Bei dem Auftreten schwerer Sicherheitsrisiken durch die Arbeit an einem anderen Ort
- Durch die Entstehung untragbarer finanzieller Schäden
Kann der Arbeitgeber aber keinen dieser Gründe glaubwürdig aufführen, so besteht die Möglichkeit gegen eine Ablehnung vorzugehen. Für Arbeitnehmer ist so ganz eindeutig, unter welchen Bedingungen man ihnen die Telearbeit verbieten kann und wann sie dieses Modell in Anspruch nehmen dürfen.
„Es ist gleichzeitig ein Recht auf einen Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben“, erklärt Linda Voortman, die sich als Parlamentsabgeordnete der Grünen für dieses Gesetz stark gemacht hat. Auch für die groß angelegte Reform des Pflegesystems sei dieses Gesetz ein wichtiger Bestandteil, durch das Einsparen von Arbeitswegen und die Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten und dadurch flexiblere Arbeitszeiten wählen zu können, würde es leichter Arbeit und Pflege miteinander zu vereinbaren. Für Linda Voortman ist eindeutig klar, dass es sich hier um einen „wohl einmaligen Schritt für Arbeitnehmer“ handelt.
Die Arbeitgeber sind weniger begeistert. Die Arbeitgebervereinigung VON-NCW bezeichnet das Gesetz im „Financieele Dagblad“ als „Ärgernis“, Absprachen über den Arbeitsort sein eine Angelegenheit zwischen Arbeitgeber und Angestellten. Außerdem gebe es die Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten schon lange.
Tatsächlich arbeitet ein Drittel der niederländischen Arbeitnehmer zumindest teilweise im Home Office. Von 2008 – 2012 stieg die Zahl um ca. 30% und die Tendenz ist weiterhin steigend. Auch in Betrieben, in denen dieses Modell noch nicht vertreten ist, wird immer wieder der Wunsch laut und mit dem neuen Gesetz ist nun auch für sie eindeutig nach zu vollziehen, ob die Ablehnung ihres Antrags gerechtfertigt ist.
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